Mit SUP & Kanadier in Leipzig: Familienurlaub in Paddel-City

geschrieben von Moritz

Mit SUP & Kanadier in Leipzig: Familienurlaub in Paddel-City

Mit SUPs und Kanadier im Gepäck war unser Familienbeauftragter Moritz Meyer mit Anhang zum Paddelurlaub in Leipzig. Die sächsische Stadt bietet dafür so viele Möglichkeiten wie kaum eine andere Stadt in Deutschland. Von gemütlichen Touren auf dem SUP bis hin zu wuchtigem Wildwasser ist alles dabei.

Wer sein Boot liebt, der schiebt. Oder wie ging der Spruch noch gleich? Wir sind am Stadtrand von Leipzig und schieben unseren Kanadier, ein Stand-Up Board und die Ausrüstung durch den breiten Flutgraben der Elster. Die Sonne sengt, die Luft flimmert, die Grillen zirpen. Nur Flüssiges ist nicht in Sicht. Wasserwandern heißt eben auch mal: Wandern von einem Wasser zum nächsten. Doch die Strapazen nehmen wir gerne auf uns. Schließlich hatten wir mit Leipzig noch eine Rechnung offen, die jetzt endlich beglichen wird.

Ein kurzer Rückblick ins Jahr 2017: Damals hatten wir uns mit der Familie das erste Mal in Richtung Osten aufgemacht, um dort einen Paddelurlaub zu verbringen. Doch ausgerechnet die Königsetappe, die große “Cospudener Runde”, blieb uns verwehrt. Zweimal waren wir damals zu der Tagestour aufgebrochen, zweimal machte uns die Technik einen Strich durch die Rechnung. Beim ersten Mal war es eine Fehlfunktion an einem Wehr auf der Pleiße. Durch einen technischen Defekt hatten sich die Schotten geöffnet und der Wasserstand auf dem Bach war über Nacht um einen Meter gesunken. Befahrung unmöglich. Beim zweiten Anlauf wenige Tage später kam uns eine Autopanne dazwischen.

Drei Jahre später also der dritte Versuch, eine der schönsten urbanen Paddeltouren Deutschlands endlich zu bewältigen. Die Kinder sind freilich größer geworden. Als vierköpfige Familie passen wir nicht mehr, wie noch vor drei Jahren, bequem gemeinsam in unseren Novacraft Prospector. Darum haben wir noch eines der vereinseigenen Stand-Up-Boards vom PCK mitgenommen. Das Aquamarina Vapor darf nun zeigen, welche Touring-Qualitäten in ihm stecken.

Pünktlich um 10 Uhr brechen wir am Einstieg “Rennbahn Scheibenholz” auf zum rund 18 Kilometer langen Tagesausflug. Zunächst geht es stromaufwärts. In Leipzig fließen Elster und Pleiße zusammen. Beide Flüsse sind an dieser Stelle in verschiedene Flutgräben und Kanäle verzweigt. Wir halten uns links und arbeiten uns die zähfließende Pleiße hoch. Das erste Etappenziel ist der “Floßgraben”. Der enge, kurvenreiche Kanal verbindet den kleineren Waldsee Lauer und den großen Cospudener See mit der Pleiße. Er ist ein echtes Paddelerlebnis, führt er doch durch eine naturbelassene Waldauenlandschaft.

Es lohnt sich, früh in den Floßgraben zu fahren, wenn noch nicht Horden von Freizeitpaddlern den Flußgrund mit unkoordinierten Paddelschlägen aufgewühlt haben. Dann erkennt man im glasklaren Wasser Schwärme von Zandern, Rotfedern, und sogar der ein oder andere Hecht lauert zwischen Wasserpflanzen auf Beute. Mit ein bisschen Glück erspäht man sogar einen Eisvogel, der hier brüten darf. Der seltene und streng geschützte Vogel ist der Grund dafür, dass der Floßgraben nur zu festgelegten Zeitfenstern für zwei Stunden befahren werden darf. Die Durchfahrt will darum genau geplant sein. Wer außerhalb dieser Uhrzeiten im Floßgraben erwischt wird, begeht eine Ordnungswidrigkeit und riskiert ein empfindliches Bußgeld.

Außerdem dürfen die Ufer nicht betreten werden: Die 2,5 Kilometer lange Passage soll in den vorgegebenen Zeitfenstern nach Möglichkeit ohne Pause durchfahren werden. Für viele Hobbypaddler in ihren Leihbooten ist das schon eine zu hohe Hürde. Als trainierte(r) PaddlerIn schafft man die Strecke bei leichter Gegenströmung problemlos in einer knappen Stunde. Sobald man die Passage geschafft hat, kann man sich erstmal entspannen. Der glasklare Waldsee Lauer, der sich am Ausgang des Floßgrabens öffnet, ist wie eine ruhige Oase, in der man gerne auch den Rest des Tages verbringen kann, wenn man nicht die ganze Tour machen möchte.

Für die große Runde geht es weiter Richtung Cospudener See. Nach einer kurzen Schleusenpartie erreicht man den See, der eine Fläche von vier Quadratkilometern hat. Er ist aus einem der vielen ehemaligen Braunkohleabbaugebiete rund um Leipzig entstanden. Der bekannteste dieser Seen ist bei Kanuten sicherlich der Markkleeberger See, wo Anfang Mai alljährlich das XXL-Paddelfestival steigt, der inoffizielle Saisonauftakt für die deutsche Kanu-Szene.

Wir erreichen das Nordufer des Cospudener Sees nach knapp drei Stunden Paddelzeit, und jetzt ist es erstmal Zeit für eine Stärkung. Mehrere Strandbuden bieten dafür alle Möglichkeiten. Die Kinder genießen nach der Paddelei ein bisschen Strandzeit und toben sich im Wasser aus. Die Erwachsenen tanken Energie für die anstehende Umtragestelle. Vom Cospudener See muss man das Bootsmaterial nämlich fast einen Kilometer über einen Rad- und Wanderweg durch das Elsterflutbecken Richtung Weiße Elster transportieren. Für alles, was schwerer ist als ein SUP sollte man also unbedingt einen Bootswagen dabei haben.

Wo man übersetzen möchte, hängt ein bisschen von der eigenen Kondition ab. Wer die Tour verlängern möchte, kann auch den Cospudener See am Westufer entlang paddeln. Wir entscheiden uns aber für die etwas kürzere und einfachere Variante und setzen am Nordufer über. Eine gute Einsatzstelle in die Elster ist unterhalb des Wehres Großzschocher. Das wäre theoretisch über eine Bootsgasse befahrbar. Doch da an deren Ende eine mächtige Welle steht, ist das eher was für wildwassertaugliche Boote.

Auf dem Kleinfluss geht es endlich stromabwärts zurück Richtung Leipzig. Ein paar kleine Schwälle lockern die Fahrt auf. Und da die Freizeitpaddler in Leihbooten die Mühen dieser Tour eher selten auf sich nehmen, hat man für einige Kilometer ein nahezu ungestörtes Paddelerlebnis.

Erst im Leipziger Stadtgebiet nimmt der Verkehr auf dem Wasser wieder zu. Das erreicht man beim Leipziger Kanu-Club, der auf der Elster eine Trainingsstrecke für den Slalom-Nachwuchs errichtet hat. Ab hier bietet sich ein buntes Treiben am und auf dem Wasser. In der ganzen Stadt gibt es Bootsverleihe, die nun Heerscharen von mehr oder weniger ambitionierten Wassersportlern auf den Fluss loslassen.

Da gibt es die Familie, die die Teenagertochter mal wieder zu “einem Tag an der frischen Luft” gezwungen haben. Statt in ihrem Zimmer starrt sie nun zwischen Papa und Mama hockend auf ihr Smartphone, während die Eltern sich darüber streiten, wer denn nun das Boot in die richtige Richtung steuert.

Es gibt die Gröhler: Vier junge Männer und eine Kiste Bier in einem Boot, die lautstark alles beiseite pflügen, was nicht rechtzeitig ihren brachialen Versuchen, das Boot gerade zu halten, ausweichen kann. Das Gegenstück sind die Kreischerinnen: Junge Frauen, die jede noch so kleine Bewegung des Bootes mit schrillen Schreien begleiten, als säßen sie in der Wildwasserbahn auf der Stadtkirmes.

Und dann sind da noch die Paare jeden Alters, die die traute Zweisamkeit auf dem Wasser verbringen. Er sitzt dabei immer hinten, das Paddel in der Luft, um ja keinen Schlag machen zu müssen. Schließlich muss er sich darauf konzentrieren, ihr Anweisungen zu geben, wie sie denn das Boot gerade zu halten habe. Was ihr natürlich nicht gelingt, wenn der Hintermann auf jegliche Aktivität verzichtet. Ja, dem erfahrenen Wassersportler bietet sich ein lustiges Schauspiel auf den Leipziger Stadtgewässern.

Ich übertreibe jetzt auch ein wenig: Die meisten MitpaddlerInnen sind sehr nett und freuen sich auch über den ein oder anderen Tipp, wie das denn mit dem Geradeausfahren besser klappen könnte. Wer dem Trubel aus dem Weg gehen möchte und die Möglichkeit dazu hat, wählt für eine Befahrung trotzdem lieber einen Tag unter der Woche.

Die letzten Kilometer führen nun mitten durchs Leipziger Stadtgebiet. An einer Stelle zweigt der “Karl-Heine-Kanal” ab, der ebenfalls befahrbar ist und eine weitere Gelegenheit für eine urbane Paddeltour böte. Wir halten uns aber auf der Elster und erreichen schließlich das Palmengartenwehr. Hier fließen Neben und Hauptarm der Elster wieder zusammen. Mit gebührendem Sicherheitsabstand biegen wir auf den Schlusskilometer ein, der uns wieder zurück zum Einstieg führt.

Paddeln in Leipzig - Eine Übersicht

Das schöne an Leipzig ist, dass viele Touren als Rundtouren möglich sind. Es entfällt also das Umsetzen. Überall in der Stadt sind außerdem Bootsverleihe, an denen man vom SUP über einen Tourenzweier bis hin zum Familienkanadier inklusive Bootswagen alles an Equipment leihen kann, was man braucht. Dort sind natürlich auch immer gute Einstiegsstellen. An den Verleihen bekommt man auch alle Informationen über mögliche Touren und, falls nötig, Kartenmaterial.

Für uns haben sich zwei Einsatzstellen bewährt.

Der Stadthafen Leipzig

Am Stadthafen ist eine Strandbar aufgebaut, es gibt Beachvolleyballfelder und vor allem Parkmöglichkeiten (kostenpflichtig). Der Stadthafen ist ideal, wenn man sich nach der Tour noch mit einem Kaltgetränk belohnen und die Füße ein wenig im Wasser baumeln lassen möchte. Zum Stadthafen führt ein kleiner, ca. 800 Meter langer Seitenarm der Elster direkt oberhalb des Palmgartenwehrs.

Rennbahn Scheibenholz

Der Einstieg in einem kleinen Stadtpark an der Rennbahn Scheibenholz bietet reichlich Platz zum Parken und ist für längere Touren gut geeignet. Der Vorteil hier ist, dass man direkt auf der Elster einsetzt und nicht noch einen Seitenarm befahren muss. Gerade am Nachmittag ist hier allerdings ziemlich viel Verkehr. Vor allem auf die rasanten Radfahrer muss man aufpassen, wenn man die Boote zurück zum Auto trägt. Auch an der Rennbahn erwarten einen viele Biergärten und Spielmöglichkeiten für die Kinder.

Kanupark Markkleeberg

Wer es ein bisschen actionreicher möchte, gönnt sich einen Ausflug zum Kanupark Markkleeberg. Die Wildwasserstrecke bietet eine Trainingsstrecke für Anfänger und Schüler und die Hauptstrecke, auf der internationale Wettkämpfe stattfinden. Achtung: Die Hauptstrecke ist schweres, wuchtiges Wildwasser! Wer sich dort alleine draufwagen möchte, sollte alle Grundtechniken des Wildwasserpaddelns beherrschen, also Kehrwasserfahren, Eskimorolle und Boofschlag. Für alle anderen gibt es Raftingangebote.

Leipziger Neuseenland

Mehrere große Seen in der Leipziger Umgebung sind herrlich, um einfach mit dem SUP ein bisschen rauszufahren und einen schönen Strandtag zu verbringen. Für ambitionierte Tourenpaddler bieten sie aber auch die Gelegenheit zu ausgedehnten Tagestouren. Der Störmthaler See und der Markkleeberger See sind zum Beispiel über eine Schleuse verbunden. Hier lassen sich ordentlich Kilometer fressen.

Hilfreiche Links

Auf leipzig.travel.de finden sich nicht nur Informationen zu allen Leipziger Gewässern sondern auch viele weitere Tipps für Unternehmungen und Aktivitäten in Leipzig.

Die offizielle Seite Leipzig.de hat neben einigen touristischen Hinweisen vor allem alle Informationen zu Befahrungsregeln auf den Leipziger Gewässern.

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