Ciao Vogalonga
geschrieben von Rainer
Endlich mal dabei sein, bei der Vogalonga. Dieses Vorhaben hatte in den letzten Jahren mehrere Anläufe gefordert. Aber es hat geklappt. 2017 waren wir dort. Es war Sonntag, der 4.6. Ein Blick nach oben zeigte uns einen bewölkten Himmel. Also beste Voraussetzungen für die Strecke der Vogalonga, die sich über 30 km erstreckte.
Einen Haken gab es allerdings. Unser Campingplatz lag bei Cavallino-Treporti, also der "Landzunge", die Venedig und die Adria trennte. Die beste Taktik war, mit dem Auto an die Spitze der Landzunge zu fahren und dort vom Hafen Punta Sabbioni aus mit dem Kajak nach Venedig loszufahren. Um 7 Uhr fuhr ich los.
10 km später kam ich am Canale Grande an. Tausende Ruderboote, Kajaks, Gummiboote, Wasserfahrräder und was man sich sonst noch so vorstellen konnte erwarteten mich dort. Um 9 Uhr startete der atmosphärische Höhepunkt, denn italienische Kommentatoren hielten eine Ansprache, begleitet von Opermelodien. Während dieser Ansprache sah man überall senkrecht erhobene Paddel wie bei einer Hymne im Stadion. Und mit dem abschließenden Kanonenschuss startete die 43. Vogalonga. Los gings quasi da hin, wo ich anfangs her kam. Doch dann bogen wir nach la Vignole ab und durchquerten die Inseln Sant Erasmo, Burano und Murano. Auf dem Weg nach Murano kam dann auch die Sonne raus und zeigte was sie konnte. Da viele in den sommerlichen Temperaturen auf eine Spritzdecke verzichteten, war ich nicht der Einzige, der sich an diesem Tag einen starken Sonnenbrand an den Oberschenkeln zuzog, die zu dieser Zeit quasi ungeschützt in der Luke steckten.
Der zweite Höhepunkt näherte sich, die Einfahrt nach Venedig. Unterwegs traf man immer wieder Paddler, die dieses Event schon mehrfach miterlebt hatten und die wildesten Horrorgeschichten erzählten. Diese reichten von einer Stunde Wartezeit bis hin zu von Ruderbooten versenkte Kajaks. Doch dieses Jahr verlief alles friedlich und ohne große Warteschlange oder dem Bug eines Ruderboots im Rücken befuhren wir den großen Kanal. Atmosphärisch eines meiner bis jetzt schönsten "Landschaften", die alten Bauten, Museen und Brücken vom Wasser aus im eigenen Boot bestaunen zu können war traumhaft.
Das fanden auf der anderen Seite wahrscheinlich auch Tausende von Zuschauern, denn so oft wie dort wurde ich vermutlich noch nie fotografiert. Kurz darauf kam auch schon das Ziel. Nun hieß es, die 10 km wieder zurück nach Punta Sabbioni zu fahren.
Ein weiteres "Highlight" bahnte sich an. Morgens herrschte noch Befahrungsverboot für motorisierte Schiffe rund um Venedig, doch war von diesem Verbot um 14 Uhr leider nichts mehr zu sehen. Die Kunst bestand für mich nun irgendwie darin, möglichst ohne versenkt zu werden durch die pure Masse an Wasserbussen, Wassertaxis, Fähren, Privatmotorbooten und anderem zu gelangen. Leider hielt es keiner der Genannten für nötig, auf mich zu achten.
Andere, die die gleiche Richtung hatten wie ich, versuchten auch schnell das Weite zu suchen. Leider war das gar nicht so einfach mit den meterhohen Kreuzwellen, bei denen der Begriff "Nussschale" permanenter Begleiter war und mehr als einmal das alte Spiel "Frogger" (ja, das mit dem Frosch, der über die Straße muss") im Kopf auftauchte. Nochmal 1,5 h später kam ich endlich am Hafen an.
Das Video dauert noch.